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Ich bin ja ein Riesenfan von akkubetriebenen Dingen. Deshalb ist auch meine Heißklebepistole akkubetrieben:
Aber außer dass da kein Kabel dran ist, ist die ziemlich langweilig. Man tut sie einschalten, dann wird sie warm, man klebt, und wenn der Akku leer wird geht sie einfach aus.
Ohne dass man es merkt.
Beim nächsten Klebeversuch wundert man sich dann, warum der Drückerle so schwergängig ist und vorne keine Pampe rauskommt. Mist, Akku leer. Neuer Akku rein. Wieder warten bis sie heiß ist.
Und wenn man aktiv auf etwas wartet, fühlen sich sogar schnelle 3 Minuten an wie eine halbe Ewigkeit.
Dazu kommt noch, dass ich aufgrund der Handlichkeit gerne kleine Akkus in der Klebepistole verwende und alle kleinen Akkus (ob Ryobi orignal oder anderer Hersteller mit Adapter) keine Ladestandsanzeige haben. Außerdem muss man die ja immer erst drücken und dadurch regelmäßig selbst aktiv den Akku fragen, wie lange der noch mitmacht.
Die Lösung wäre, entweder alle ladestandsanzeigelosen Akkus oder eben die Heißklebepistole selbst mit einer Ladestandsanzeige auszustatten.
Ich entschied mich für letzteres.
Ladestandsanzeigen für Lithiumakkus gibt's hübsche auf meiner Lieblingswebsite zu kaufen:
Das Ding ist einfach nur ein einfaches Voltmeter, dass einen gewissen Spannungsbereich in Forn von null bis vier Balken darstellt.
Über Lötbrücken auf der Rückseite (oben links, S1-S8) kann man einstellen, wie viele Zellen man in Reihe hat und die Anzeige wird dementsprechend angepasst. Man kann die Anzeige also für Packs von 1 bis 8 Zellen in Reihe nutzen.
Die meisten Werkzeugakkus sind auch wenn manchmal 20V draufsteht 18V-Akkus mit 5 Zellen in Reihe. Daher muss bei "S5" eine Lötbrücke gemacht werden und die bei "S1" entfernt werden.
Die Frage ist nun, wo kommt das Modülchen hin?
Man könnte es natürlich einfach mit Heißkleber irgendwo oben drauf oder an den Fuß unten klatschen (vorausgesetzt, man hat eine zweite Heißklebepistole) oder man macht es hübsch und baut es ins Gehäuse ein. Da der Fuß unten quasi nur als Abdeckung für die Akkuaufnahme dient und auf den ersten Blick genügend Platz bietet, soll das Modul hier reinkommen.
Oben oberhalb des Heizelements wäre auch eine Option gewesen, allerdings wird die Gegend ja richtig warm und das Modul muss ja im Betrieb nicht gebrutzelt werden.
Die Bearbeitung des Gehäuses ist eigentlich relativ unspektakulär, man muss halt den Umriss des Moduls anzeichnen und dann vorsichtig mit dem Dremel beigehen.
Der letzte Feinschliff erfolgt dann mit dem Stechbeitel, mit dem auch ein winziger Teil der Aufnahme für den Akku weggeschabt werden musste, da sonst ein IC auf dem Modul dagegen kommt.
Für die Drähtchen, die das Modul mit der Akkuspannung verbinden, musste ich einen extra Schlitz parallel zum hochstehenden Teil der Akkuaufnahme dremeln, damit das Kabel beim zusammenschrauben nicht gequetscht wird.
Elektrisch ist das Teil einfach parallel zum Heizelement geschaltet und so bei eingeschalteter Klebepistole immer eingeschaltet. Wird der Akku leer, schaltet die Schaltung automatisch ab (das haben die wenigsten Ryobigeräte! Normalerweise schaltet bei denen immer der Akku ab) und trennt neben Heizung auch die Ladestandsanzeige vom Strom.
Bei vollem Akku leuchten alle vier Balken, kurz bevor sie ausgeht, leuchtet nur noch der rote Rahmen auf dem Modul. Das gefällt mir sehr gut!
Und eigentlich ist die Pistole so auch wunderbar nutzbar. Nie wieder unerwarteterweise leere Akkus!
Aber nö, damit solls nicht getan sein. Jedes halbwegs moderne Werkzeug hat doch eins gemeinsam, egal obs Akku- oder Kabelbetrieben ist oder ob es sägt, bohrt oder schleift. Dreimal darfst du raten.
Richtig!
Die Heißklebepistole soll eine LED-Beleuchtung bekommen.
Am Business End des Geräts ist ja auch genügend Platz dafür vorhanden. Einfach zwei 4mm Löcher gebohrt und zwei weiße 3mm-LEDs samt Halter eingepasst.
Damit man das Gehäuse auch wieder auseinander bekommt, wird die Anschlussleitung einer LED mit einem Stecker versehen, wobei die Buchse mit Sekundenkleber am Gehäuse fixiert ist:
Die werden in Reihe über einen Widerstand dann wie die Ladestandsanzeige parallel zum Heizelement angeschlossen.
Im ersten Test sieht das doch schon mal richtig gut aus, oder?
Mit zwei LEDs wird der Arbeitsbereich schon sehr gut ausgeleuchtet, zumal der immer im festen Abstand zu den LEDs sein wird und nicht wie beim Akkuschrauber durch verschiedene Bohrer-/Bitlängen variieren kann.
Trotzdem wollte ich mehr!
Es musste eine "Tri-LED" werden!
Mit kaltem Heißkleber 2.0 (Sekundenkleber und Backpulver - ein Tipp von Adam Savage)
Ein Halter für die LED wäre an dieser Stelle sinnlos, da die LED sonst senkrecht von der Fläche wegstrahlen würde, in der sie mit der Halterung steckt. Daher wurde die Aussparung nicht gebohrt, sondern gefräst und zwar so, dass die LED ungefähr auf den Arbeitsbereich vor der Düse gerichtet ist.
Gefräst wurde mit einem in den Dremel eingespannten 3mm-Bohrer:
Ein richtiger Fräser wäre besser gewesen, aber sowas müsste ich erst mal haben, um es nutzen zu können...
Mit demselben Behelfswerkzeug wurden dann auch einige Stege für die Kabelführung präpariert, sodass sie nicht so nah am Heizelement vorbeigeführt werden müssen:
Die Drähte für die LEDs werden mit etwas Aluklebeband vor der Hitze geschützt und so weit wie möglich weg vom Heizelement entlang Richtung Platine geführt. Leider habe ich kein Detailfoto davon gemacht. Auch die Steckverbindung wurde mit dem Klebeband eingewickelt. Mal gucken ob das ausreicht, oder ob ich das irgendwann alles mal ersetzen muss durch Silikonkabel und gecrimpte Verbindungen.
Aber jetzt erst mal ein Test.
Das schaut doch super geil aus, oder?
Jetzt sieht man auch in jeder noch so dunklen Ecke, wo man den Kleber hindrückt.
Das kommt auf den Bildern nicht sehr gut rüber, in Echt ist die Ausleuchtung echt super.
Jetzt müssen die LEDs nur noch mit nem Widerstand an die Platine gelötet werden und fertig!
Oder?
Nix da, das wäre zu einfach.
Die Beleuchtung soll per Bewegungserkennung eingeschaltet werden. Sprich, normal ist sie aus, aber sobald die Klebepistole bewegt wird, schaltet sich die Beleuchtung automatisch ein und nach Abstellen geht sie nach einer kurzen Verzögerung automatisch aus.
Das wird auch schön kompliziert gelöst mit einem ATtiny85 und einer MPU6050 als Beschleunigungssensor. Die beiden quatschen über I2C miteinander und wenn der Attiny die Daten der MPU (Motion Processing Unit?) als valide Bewegung erkennt, schaltet er die Beleuchtung über einen Transistor an.
Das ganze Gesteuere kommt auf eine viel zu kleine Platine, aber irgendwie muss die ja noch in den Griff der Pistole passen. Eine Nahaufnahme der Platine bekommt ihr weiter unten zu sehen.
Beim ersten Einschalten zeigt sich auch, dass alles wie gewollt funktioniert, die Ladestandsanzeige und die Beleuchtungs-LEDs leuchten und die Heizung fängt zu wärmen an.
Interessanterweise geht die Beleuchtung nicht mehr aus.
Nach einem Ausdruck der Überraschung hab ich die Pistole wieder geöffnet um den Fehler zu suchen.
Dass die LEDs leuchten ist ja schon mal ein gutes Zeichen.
Links neben dem Keramikkondensator ist der Spannungsregler, der aus der Akkuspannung 5V macht und rechts der Transistor (ein BC547C), der die LEDs schaltet.
Mal näher anschauen, vielleicht ist ja was mit dem Transistor--
das... ist kein Transistor.
Sondern ein Spannungsregler 78L05.
Hat sich da versehentlich ein Spannungsregler in meine Kiste mit BC547C-Transistoren geschlichen? Hätt ich vorher besser drauf schauen und es nicht blind einlöten sollen.
Ich guck sicherheitshalber mal ob mit dem Spannungsregler (dem richtig eingelöteten) alles okay ist.
...
Ein Wunder, dass sonst nichts Schaden genommen hat. Am Vcc der MPU lagen ca. 5,13 V an. Ich vermute mal, der Transistor hat den Strom einigermaßen so begrenzt, dass die Versorgungsspannung noch im tolerierbaren Rahmen blieb. Ein Wunder, was?
Nachdem ich mich von dem Frust erholt hab (wenn man solche dummen Fehler begeht muss man halt erst mal entweder seine kognitive Integrität in Frage stellen) hab ich die beiden Bauteile rausgeknipst und neue und diesmal korrekt eingelötet.
Das hat auch den Vorteil, dass ihr ein paar Nahaufnahmen von der Platine bekommt! Links ist am mittleren Bein des Transistors auch der Basisvorwiderstand zu sehen. Ich verbaue eigentlich kein SMD, ist mir zu fummelig, aber hier wars halt nötig.
Es sind auch noch 2 Pins am ATtiny frei, Platz für Erweiterungen! Vielleicht digitale Temperaturregelung? Anzeige der Temperatur? Optische und akustische Akku-leer-Warnung? Automatisches Nachladen von Klebesticks mittels Revolvermagazin? Es kann ja nicht sein, dass in einer simplen Heißklebepistole eine komplexe Controllersteuerung mit I2C-Kommunikation und Pipapo nur für die popelige Beleuchtung eingebaut ist!
Wie auch immer, für mich ist das Projekt erst mal beendet.
Die Beleuchtung könnte auch glatt als Taschenlampe benutzt werden:
Wenn jemand von euch ne weitere Idee für Mods an dieser Hightech-Rotzpistole hat, immer her damit! Mailadresse findet ihr auf der Bürokratieseite.
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