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Was macht man, wenn man ohne Hörgerät taub ist und seinen nächtlichen Erholungsprozess frühzeitig beenden will, äh, soll?
Entweder nichts, das wäre zwar schön, aber auf Dauer leicht unpraktisch, jeden Tag zu spät zur Arbeit zu kommen.
Oder man lässt sich von einem Mitbewohner wecken. Auch blöd, da ich um ca. 5 Uhr aufstehe und der nächste Wecker erst 2 Stunden später klingelt. Ich mache mich jedenfalls nicht beliebt, wenn ich darum bitte, dass man um 5 nach mir schauen könnte.
Es gibt für Schwerhörige und Taube spezielle Wecker, die extra laut sind und die Möglichkeit bieten, ein Vibrierkissen, Blitzlicht oder ähnliche Gadgets anzuschließen. So ein Teil besitze ich auch seit ich morgens selbstständig aufzustehen habe.
In meinen Augen ist das Teil ziemlich hässlich, aber was soll's, ich seh den mit Ausnahme der Uhrzeit im Dunkeln eh nicht. Hinten sind zwei Kabel, eins für Saft (9V AC, also wird da ein Gleichrichter drin sein) sowie ein über eine Klinkenbuchse ein Ausgangssignal, an das sich z. B. ein Vibrierkissen anschließen lässt.
Früher hatte ich auch so ein Kissen sowie eine Blitzlampe dran. Die Blitzlampe hat nie was gebracht, daher liegt diese schon seit Jahren zerlegt in irgendeiner Kiste rum und wartet auf Weiterverwertung.
Das Vibrierkissen ist brutal stark:
Man soll es sich unters Kopfkissen legen oder zwischen Matratze und Bettrahmen klemmen und durch periodische Vibration wird man dann geweckt. Zumindest sollte das so funktionieren.
Ich bin ein sehr fest schlafender Mensch, daher waren bei Platzierung zwischen Matratze und Rahmen die Vibrationen viel zu schwach um auch nur irgendein Ergebnis zu erzielen. Unterm Kopfkissen war das Problem, dass es immer wegrutscht, wenn ich mich umdrehe und am Morgen neben dem Kissen lag. Also wurde ich entweder unsanft wachgerüttelt oder eben gar nicht.
Das Kissen im Bild ist mein zweites, das erste hatte einen Kabelbruch direkt an der Zugentlastung. Das Kabel ist auch wirklich dünn und nicht wirklich belastungsresistent. Da dreht man sich um, packt sich das Kopfkissen (und damit auch das Vibrierkissen) anders hin, das Kabel bleibt wo auch immer hängen, zack, ab. Gut, das Kabel muss nur das Wecksignal übertragen (die Stromversorgung erfolgt über 3 AA-Batterien), aber trotzdem ist es viel zu dünn.
Da also die Lichtblitze zu unauffällig waren und das Vibrieren nur manchmal funktioniert hat, wollte ich eine Lösung, die besser funktioniert. Kommerzielle Lichtwecker waren entweder teuer oder noch hässlicher als das obige Teil. Stattdessen habe ich mir selbst etwas gebastelt:
Das ist - ohne Witz - ein 500W Halogen-Baustrahler (uralt, hatten wir ungenutzt im Keller rumliegen), den ich mit einer 3D-gedruckten Halterung an zwei bereits vorhandenen Löchern am Fußende des Betts an der Wand befestigt habe.
Angesteuert wird der durch eine kleine Schaltung, welche das Weckersignal von der AUX-Buchse des Weckers bekommt und ein Relaismodul ansteuert, welches die Stromversorgung des Strahlers steuert. Ein Netzkabel bringt den Strom zum Relais, ein Kabel mit montierter Dose aus einem ausgemustertem Bügelbrett leitet ihn zum Strahler.
Zusätzlich wird eine externe Versorgung über USB gebraucht, die von der anderen Seite kommt und die eigentliche Schaltung versorgt:
Einen Schaltplan habe ich nicht mehr, aber eine Beschreibung der Funktion:
Das Weckersignal ist ein einfaches 1kHz-Rechteck, welches "blinkend" am Ausgang erscheint, also entweder 1kHz oder gar nichts. Über eine Eingangsbeschaltung geht das in den Triggereingang eines NE555, der als retriggerbares Monoflop verschaltet ist. Dessen Ausgang steuert den Signalpin über einen Treibertransistor. Eigentlich unnötig (der NE555 kann mehr Strom abgeben als der Transistor), aber so hab ich das halt gemacht. Der Ausgang ist immer dann aktiv, wenn das 1kHz-Signal vom Wecker da ist. Ist es weg, geht auch der Ausgang aus.
Nun könnte man sich denken, ein 500W Baustrahler direkt über dem Bett, so viel Photonenbeschuss muss doch brutal sein. Aber in Wirklichkeit ist das nicht so schlimm! Ich komme jedenfalls morgens sehr gut und ohne physische oder psychische Schädigung aus den Federn. Der Vorteil von Halogen gegenüber LED ist hier, dass die Lampe vergleichsweise langsam angeht.
So hat das dann immer ausgesehen:
Und so wurde ich jahrelang geweckt.
Es hat funktioniert und hat optisch wie technisch gut zu mir gepasst. Aber dass das offen rumliegt ist irgendwie nicht so toll. Man muss immer aufpassen mit dem Staubsauger und über Zeit hat die Elektronik auch den einen oder anderen Stoß abbekommen. Außerdem wurde das morgige Abstecken aus Sicherheitsgründen lästig. Das Papier sollte die Platinen übrigens vom Teppich fernhalten (irgendwie sind mir 230V auf einem Teppichboden nicht geheuer) und war mit dem Warnhinweis "230V - nicht anfassen!" beschriftet. Wo es neu war, lag es auch ordentlich, gut lesbar und unzerfleddert unter der Schaltung.
Nun sollten die Platinen aber endlich mal in ein Gehäuse. Da ich sowieso nicht ganz zufrieden bin mit dem Setup, wird auch das Gehäuse eine Improvisation. Vom Kellerausbau hatte ich eine billige, bereits mit Löchern versehene Abzweigdose über, von der ich den Deckel nicht gefunden hab. Ohne Deckel ist blöd. Na gut, nehm ich eine andere (auch vorgelocht):
Die Platinen sind mit Heißkleber befestigt, die 230V führenden Kabel durch eine Gummihülse geführt und mit einem Kabelbinder gegen rausziehen gehindert.
Das Relaismodul (mit 2 Relais drauf, siehe oben) ist nicht das originale, vom Relais des ursprünglich verwendeten Moduls haben sich die Kontakte mal in der geschlossenen Position festgeschweißt. Da ich den Wecker am nächsten Tag gebraucht habe, wurde es eben als provisorische Dauerlösung durch ein Doppelrelais-Modul ersetzt und dann vergessen. Mittlerweile habe ich wieder Module mit nur einem Relais, also hab ich auch aus Platzgründen so eins eingebaut.
Beim anschließenden Funktionstest zeigte sich, dass die Elektronik ihre ursprüngliche Funktion verloren hat.
Hmm, war wohl das Pinout der Relaisplatinen nicht identisch, sodass der Stecker nicht mehr passt. Versuchsweise hab ich dann mit Jumperkabeln weiblich auf männlich an den Steckern rumprobiert, aber keine Kombination hat gepasst (obwohl die rote LED auf der Relaisplatine manchmal geleuchtet hat).
Hab dann schon gedacht, die Schaltung auf der grünen Platine sei defekt. Herummessen mit dem Multimeter hat dann aber gezeigt, dass die immer noch funktioniert und der Ausgangstransistor pulsweise den Signalpin auf GND zieht.
Und genau da liegt das Problem. Das Relaismodul will kein GND-Signal, sondern ein 5V-Signal, d. h. es schaltet erst, wenn am Signalpin 5V anliegen und nicht wie das alte bei GND. Zum Übersetzen hab ich das Verbindungskabel aufgetrennt und einen PNP-Transistor mit ein paar Widerständen freifliegend eingeschliffen:
Aus einem Low-Side Treiber wurde also ein High-Side (Vorher-Nachher):
Da mich das Ding irgendwie mittlerweile ankotzt (ich weiß gar nicht mal genau warum) habe ich mir die Mühe gespart, Schrumpfschlauch oder ähnliches zu benutzen. Einzig einen Kabelbinder habe ich drumgebunden.
Abschließend liste ich mal Dinge auf, die ich in einer Version 2 anders machen würde:
- Weg mit der externen Versorgung, sodass nur eine Steckdose gebraucht wird
- Lampe dimmbar machen, sodass bei Wecksignal ein langsames hochfahren möglich
wird (Sonnenaufgang simulieren)
- Das Ganze elegant als Zwischenstecker ausführen
Aber bis die umgesetzt werden, muss das aktuelle Teil erst mal kaputt gehen ;)
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