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Hallende Arztpraxen

Ich gehe nicht gern zum Arzt, aber wenn, hat das einen Grund. Dieser ist normalerweise, dass ich etwas vom Arzt brauche, das mir sonst niemand anders geben kann, nämlich ärztliche Hilfe. Ob das jetzt Kleinigkeiten wie Ohrenschmalzentfernung ist oder eine Untersuchung des Rachenbereichs, ist ja egal.

Was aber alle Praxen, die ich bisher besucht habe, gemeinsam haben, ist, dass die Akustik in den Behandlungszimmern da drin einfach kacke ist. An sich ok, Normalhörende können sich auch in Kirchen verstehen, Taube hören so oder so nichts und verständigen sich visuell (Gebärdensprache). Ich bin stark schwerhörig (links taub, rechts an Taubheit grenzend, mit Hörgerät versorgt) und gehöre trotzdem zu den Leuten, die per Lautsprache kommunizieren.

Komm ich also in so ein Behandlungszimmer und der Arzt sagt mir etwas, darf ich bei jedem Satz mit einer Wahrscheinlichkeit von über 100% mindestens 2x "wie bitte?" fragen und muss mir danach die Hälfte des Satzes aus der anderen, verstandenen Hälfte zusammenreimen.

Wie man sich denken kann, ist die Kommunikation mühsehlig.

Und das auch beim HNO-Arzt. Ich mein, ich bin ja bestimmt nicht dem sein einziger schwerhöriger Patient. Ich bin bestimmt auch nicht der Einzige, der da was sagt. Es kann doch nicht so schwer sein, ein paar Decken an die Wand zu hängen oder solche Akustikpanels. Jedes Bisschen hilft!

Vielleicht gibt es da Vorschriften, die das verhindern. Das wären dämliche Vorschriften, würde mich aber nicht überraschen, wir sind ja schließlich in Deutschland. Anyway, vielleicht kann da jemand sich mal bei mir melden, wo sich damit etwas auskennt.

Aktuell schreiben wir Sommer 2021 und seit anderthalb Jahren geht so ein blödes Virus umher, weshalb man nun überall entweder eine grünblaue Maske oder einen weißen Kaffeefilter auf der Schnauze tragen darf.

Leider funktioniert das Verstehen eines Gesprächspartners zumindest bei mir zum Großteil auch durchs Lippenablesen. Da die Masken nicht transparent sind, fehlt das Mundbild komplett und damit gehen statistisch gesehen bis zu 30% eines Satzes verloren.

Die meisten Leute sind ja so lieb und nehmen die Maske ab, wenn sie mit mir reden. Es ist wirklich ein Tag-Nacht-Unterschied! Wenn du dich angesprochen fühlst: DANKE!
Aber einige Leute wissen entweder nicht, wie Masken funktionieren oder sind überparanoid, sich anzustecken, oder sogar beides und weigern sich, die Maske abzusetzen. Na gut, rede ich halt nicht mit denen.

Leider gibt es auch Ärzte, die das so machen.

Und man geht ja zu denen, um mit ihnen zu reden.

Wegen meiner vielen Nachfragen und dem Dochnichtverstehen durch das Hallen im Behandlungszimmer, kombiniert mit dem fehlenden Mundbild und einem lauter sprechendem Arzt (lauter bringt nicht immer was), hat ein HNO-Arzt mal mein Hörvermögen so eingestuft, dass eine Kommunikation überhaupt nicht mehr möglich und eine CI-Versorgung dringend notwendig sei. Das hat er so ähnlich in meine Patientenakte geschrieben.

Ich war da erst mal schockiert, was denkt der denn, wie kommuniziere ich dann im Alltag? Bloß weil ich ihn - mit Maske, im hallenden Behandlungszimmer - nicht verstehe, heißt das doch nicht, dass mein Gehör unbrauchbar ist?

Na gut, vielleicht war er auch ungeduldig oder geschafft von den Patienten vor mir. Trotzdem kann man doch so nicht mit einem Patienten umgehen. Wenn man darauf besteht, die Maske aufzubehalten (kann ich verstehen, von mir aus), kann man immer noch aufschreiben. Ja, das ist mühselig, kostet Zeit usw., aber es ist halt so. Ein die Rampe benutzender Rollstuhlfahrer braucht auch länger, bis er oben ist, als jemand, wo die Treppe benutzt. Nur sagt da keiner was. Aber aufschreiben ist wohl zu umständlich.

Leuts, das ist doch dumm.

Um aufs ursprüngliche Thema zurückzukommen, vor allem weil es unabhängig vom Coronavirus ist, wenn ihr eine öffentliche Einrichtung betreibt, und es hallt da drin irgendwie, tut da was dagegen. Wie oben schon erwähnt, gibt es solche Akustikpanels, die gibts in X tausend Varianten, Farben und Mustern, sehen schick aus und sind effektiv. Auch Decken (die aus Stoff, nicht die aus Beton), Teppiche und Möbel sowie Gardinen und Vorhänge reduzieren diesen "Hall-Effekt". Ich bin sicher, dass es einige Patienten oder Besucher geben wird, die das positiv bemerken werden! Und uns Schwerhörigen macht ihr uns das Verstehen zumindest ein bisschen leichter.

Und immer dran denken: Jedes bisschen hilft!


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